Project Gutenberg Australia Title: Die Sonette an Orpheus Author: Rainer Maria Rilke * A Project Gutenberg Australia eBook * eBook No.: 1000531.txt Language: German Date first posted: October 2010 Date most recently updated: October 2010 This eBook was produced by: Marc D'Hooghe Project Gutenberg Australia eBooks are created from printed editions which are in the public domain in Australia, unless a copyright notice is included. We do NOT keep any eBooks in compliance with a particular paper edition. Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this file. This eBook is made available at no cost and with almost no restrictions whatsoever. 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Und wo eben kaum eine Hütte war, dies zu empfangen, ein Unterschlupf aus dunkelstem Verlangen mit einem Zugang, dessen Pfosten beben,-- da schufst du ihnen Tempel im Gehör. II Und fast ein Mädchen wars und ging hervor aus diesem einigen Glück von Sang und Leier und glänzte klar durch ihre Frühlingsschleier und machte sich ein Bett in meinem Ohr. Und schlief in mir. Und alles war ihr Schlaf. Die Bäume, die ich je bewundert, diese fühlbare Ferne, die gefühlte Wiese und jedes Staunen, das mich selbst betraf. Sie schlief die Welt. Singender Gott, wie hast du sie vollendet, daß sie nicht begehrte, erst wach zu sein? Sieh, sie erstand und schlief. Wo ist ihr Tod? O, wirst du dies Motiv erfinden noch, eh sich dein Lied verzehrte?-- Wo sinkt sie hin aus mir?... Ein Mädchen fast.... III Ein Gott vermags. Wie aber, sag mir, soll Mann ihm folgen durch die schmale Leier? Sinn ist Zwiespalts. An der Kreuzung zweier Herzwege steht kein Tempel für Apoll. Gesang, wie du ihn lehrst, ist nicht Begehr, nicht Werbung um ein endlich noch Erreichtes; Gesang ist Dasein. Für den Gott ein Leichtes. Wann aber _sind_ wir? Und wann wendet er an unser Sein die Erde und die Sterne? Dies ists nicht, Jüngling, daß du liebst, wenn auch die Stimme dann den Mund dir aufstößt,--lerne vergessen, daß du aufsangst. Das verrinnt. In Wahrheit singen, ist ein andrer Hauch. Ein Hauch um nichts. Ein Wehn im Gott. Ein Wind. IV O ihr Zärtlichen, tretet zuweilen in den Atem, der euch nicht meint, laßt ihn an eueren Wangen sich teilen, hinter euch zittert er, wieder vereint. O ihr Seligen, o ihr Heilen, die ihr der Anfang der Herzen scheint Bogen der Pfeile und Ziele von Pfeilen, ewiger glänzt euer Lächeln verweint. Fürchtet euch nicht zu leiden, die Schwere, gebt sie zurück an der Erde Gewicht; schwer sind die Berge, schwer sind die Meere. Selbst die als Kinder ihr pflanztet, die Bäume, wurden zu schwer längst; ihr trüget sie nicht. Aber die Lüfte ... aber die Räume.... V Errichtet keinen Denkstein. Laßt die Rose nur jedes Jahr zu seinen Gunsten blühn. Denn Orpheus ists. Seine Metamorphose in dem und dem. Wir sollen uns nicht mühn um andre Namen. Ein für alle Male ists Orpheus, wenn es singt. Er kommt und geht. Ists nicht schon viel, wem, er die Rosenschale um ein paar Tage manchmal übersteht? O wie er schwinden muß, daß ihrs begrifft! Und wenn ihm selbst auch bangte, daß er schwände. Indem sein Wort das Hiersein übertrifft, ist er schon dort, wohin ihrs nicht begleitet. Der Leier Gitter zwängt ihm nicht die Hände. Und er gehorcht, indem er überschreitet. VI Ist er ein Hiesiger? Nein, aus beiden Reichen erwuchs seine weite Natur. Kundiger böge die Zweige der Weiden, wer die Wurzeln der Weiden erfuhr. Geht ihr zu Bette, so laßt auf dem Tische Brot nicht und Milch nicht; die Toten ziehtes--. Aber er, der Beschwörende, mische unter der Milde des Augenlids ihre Erscheinung in alles Geschaute; und der Zauber von Erdrauch und Raute sei ihm so wahr wie der klarste Bezug. Nichts kann das gültige Bild ihm verschlimmern; sei es aus Gräbern, sei es aus Zimmern, rühme er Fingerring, Spange und Krug. VII Rühmen, das ists! Ein zum Rühmen Bestellter, ging er hervor wie das Erz aas des Steins Schweigen. Sein Herz, o vergängliche Kelter eines den Menschen unendlichen Weins. Nie versagt ihm die Stimme am Staube, wenn ihn das göttliche Beispiel ergreift. Alles wird Weinberg, alles wird Traube, in seinem fühlenden Süden gereift. Nicht in den Grüften der Könige Moder straft ihm die Rühmung Lügen, oder daß von den Göttern ein Schatten fällt. Er ist einer der bleibenden Boten, der noch weit in die Türen der Toten Schalen mit rühmlichen Früchten hält. VIII Nur im Raum der Rühmung darf die Klage gehn, die Nymphe des geweinten Quells, wachend über unserm Niederschlage, daß er klar sei an demselben Fels, der die Tore trägt und die Altäre.-- Sieh, um Ihre stillen Schultern früht das Gefühl, daß sie die jüngste wäre unter den Geschwistern im Gemüt. Jubel _weiß_, und Sehnsucht ist geständig,-- nur die Klage lernt noch; mädchenhändig zählt sie nächtelang das alte Schlimme. Aber plötzlich, schräg und ungeübt, hält sie doch ein Sternbild unsrer Stimme in den Himmel, den ihr Hauch nicht trübt. IX Nur wer die Leier schon hob auch unter Schatten, darf das unendliche Lob ahnend erstatten. Nur wer mit Toten vom Mohn aß, von dem ihren, wird nicht den leisesten Ton wieder verlieren. Mag auch die Spieglung im Teich oft uns verschwimmen: Wisse das Bild. Erst in dem Doppelbereich werden die Stimmen ewig und mild. X Euch, die ihr nie mein Gefühl verließt, grüß ich, antikische Sarkophage, die das fröhliche Wasser römischer Tage als ein wandelndes Lied durchfließt. Oder jene so offenen, wie das Aug eines frohen erwachenden Hirten, --innen voll Stille und Bienensaug-- denen entzückte Falter entschwirrten; alle, die man dem Zweifel entreißt, grüß ich, die wiedergeöffneten Munde, die schon wußten, was schweigen heißt. Wissen wirs, Freunde, wissen wirs nicht? Beides bildet die zögernde Stunde in dem menschlichen Angesicht. XI Sieh den Himmel. Heißt kein Sternbild "Reiter"? Denn dies ist uns seltsam eingeprägt: dieser Stolz aus Erde. Und ein zweiter, der ihn treibt und hält und den er trägt. Ist nicht so, gejagt und dann gebändigt, diese sehnige Natur des Seins? Weg und Wendung. Doch ein Druck verständigt. Neue Weite. Und die zwei sind eins. Aber _sind_ sie's? Oder meinen beide nicht den Weg, den sie zusammen tun? Namenlos schon trennt sie Tisch und Weide. Auch die sternische Verbindung trügt, Doch uns freue eine Weile nun, der Figur zu glauben. Das genügt. XII Heil dem Geist, der uns verbinden mag; denn wir leben wahrhaft in Figuren. Und mit kleinen Schritten gehn die Uhren neben unserm eigentlichen Tag. Ohne unsern wahren Platz zu kennen, handeln wir aus wirklichem Bezug. Die Antennen fühlen die Antennen, und die leere Ferne trug.... Reine Spannung. O Musik der Kräfte! Ist nicht durch die läßlichen Geschäfte jede Störung von dir abgelenkt? Selbst wenn sich der Bauer sorgt und handelt, wo die Saat in Sommer sich verwandelt, reicht er niemals hin. Die Erde _schenkt_. XIII Voller Apfel, Birne und Banane, Stachelbeere ... Alles dieses spricht Tod und Leben in den Mund ... Ich ahne ... Lest es einem Kind vom Angesicht, wenn es sie erschmeckt. Dies kommt von weit. Wird euch langsam namenlos im Munde? Wo sonst Worte waren, fließen Funde, aus dem Fruchtfleisch überrascht befreit. Wagt zu sagen, was ihr Apfel nennt. Diese Süße, die sich erst verdichtet, um, im Schmecken leise aufgerichtet, klar zu werden, wach und transparent, doppeldeutig, sonnig, erdig, hiesig--: O Erfahrung, Fühlung, Freude--, riesig! XIV Wir gehen um mit Blume, Weinblatt, Frucht. Sie sprechen nicht die Sprache nur des Jahres. Aus Dunkel steigt ein buntes Offenbares und hat vielleicht den Glanz der Eifersucht der Toten an sich, die die Erde stärken. Was wissen wir von ihrem Teil an dem? Es ist seit lange ihre Art, den Lehm mit ihnem freien Marke zu durchmärken. Nun fragt sich nur: tun sie es gern?... Drängt diese Frucht, ein Werk von schweren Sklaven, geballt zu uns empor, zu ihren Herrn? Sind sie die Herrn, die bei den Wurzeln schlafen, und gönnen uns aus ihren Überflüssen dies Zwischending aus stummer Kraft und Küssen? XV Wartet..., das schmeckt ... Schon ists auf der Flucht. ... Wenig Musik nur, ein Stampfen, ein Summen--: Mädchen, ihr warmen, Mädchen, ihr stummen, tanzt den Geschmack der erfahrenen Frucht! Tanzt die Orange. Wer kann sie vergessen, wie sie, ertrinkend in sich, sich wehrt wider ihr Süßsein. Ihr habt sie besessen. Sie hat sich köstlich zu euch bekehrt. Tanzt die Orange. Die wärmere Landschaft, werft sie aus euch, daß die reife erstrahle in Lüften der Heimat! Erglühte, enthüllt Düfte um Düfte! Schafft die Verwandtschaft mit der reinen, sich weigernden Schale, mit dem Saft, der die glückliche füllt! XVI Du, mein Freund, bist einsam, weil ... Wir machen mit Worten und Fingerzeigen uns allmählich die Welt zu eigen, vielleicht ihren schwächsten, gefährlichsten Teil. Wer zeigt mit Fingern auf einen Geruch?-- Doch von den Kräften, die uns bedrohten, fühlst du viele ... Du kennst die Toten, und du erschrickst vor dem Zauberspruch. Sieh, nun heißt es zusammen ertragen Stückwerk und Teile, als sei es das Ganze. Dir helfen, wird schwer sein. Vor allem: pflanze mich nicht in dein Herz. Ich wüchse zu schnell. Doch _meines_ Herrn Hand will ich führen und sagen: Hier. Das ist Esau in seinem Fell. XVII Zu unterst der Atte, verworrn, all der Erbauten Wurzel, verborgener Born, den sie nie schauten. Sturmhelm und Jägerhorn, Spruch von Ergrauten, Männer im Bruderzorn, Frauen wie Lauten.... Drängender Zweig an Zweig, nirgends ein freier.... Einer! o steig ... o steig.... Aber sie brechen noch. Dieser erst oben doch biegt sich zur Leier. XVIII Hörst du das Neue, Herr, dröhnen und beben? Kommen Verkündiger, die es erheben. Zwar ist kein Hören heil in dem Durchtobtsein, doch der Maschinenteil will jetzt gelobt sein. Sieh, die Maschine: wie sie sich wälzt und rächt und uns entstellt und schwächt. Hat sie aus uns auch Kraft, sie, ohne Leidenschaft, treibe und diene. XIX Wandelt sich rasch auch die Welt wie Wolkengestalten, alles Vollendete fällt heim zum Uralten. Über dem Wandel und Gang, weiter und freier, währt noch dein Vor-Gesang, Gott mit der Leier. Nicht sind die Leiden erkannt, nicht ist die Liebe gelernt, und was im Tod uns entfernt, ist nicht entschleiert. Einzig das Lied überm land heiligt und feiert. XX Dir aber, Herr, o was weih ich dir, sag, der das Ohr den Geschöpfen gelehrt?-- Mein Erinnern an einen Frühlingstag, seinen Abend, in Rußland--, ein Pferd.... Herüber vom Dorf kam der Schimmel allein, an der vorderen Fessel den Pflock, um die Nacht auf den Wiesen allein zu sein; wie schlug seiner Mähne Gelock an den Hals im Takte des Übermuts, bei dem grob gehemmten Galopp. Wie sprangen die Quellen des Rossebluts! Der fühlte die Weiten, und ob! der sang und der hörte--, dein Sagenkreis war in ihm geschlossen. Sein Bild: ich weih's. XXI Frühling ist wiedergekommen. Die Erde ist wie ein Kind, das Gedichte weiß; viele, o viele ... Für die Beschwerde langen Lernens bekommt sie den Preis. Streng war ihr Lehrer. Wir mochten das Weiße an dem Barte des alten Manns. Nun, wie du Grüne, das Blaue heiße, dürfen wir fragen: sie kanns, sie kanns! Erde, die frei hat, du glückliche, spiele nun mit den Kindern. Wir wollen dich fangen, fröhliche Erde. Dem Frohsten gelingt. O, was der Lehrer sie lehrte, das Viele, und was gedruckt steht in Wurzeln und langen schwierigen Stämmen: sie singts, sie singts! XXII Wir sind die Treibenden. Aber den Schritt der Zeit, nehmt ihn als Kleinigkeit im immer Bleibenden. Alles das Eilende wird schon vorüber sein; denn das Verweilende erst weiht uns ein. Knaben, o werft den Mut nicht in die Schnelligkeit, nicht in den Flugversuch. Alles ist ausgeruht: Dunkel und Helligkeit, Blume und Buch. XXIII O erst dann, wenn der Flug nicht mehr um seinetwillen wird in die Himmelstillen steigen, sich selber genug, um in lichten Profilen, als das Gerät, das gelang, Liebling der Winde zu spielen, sicher schwenkend und schlank,-- erst wenn ein reines Wohin wachsender Apparate Knabenstolz überwiegt, wird, überstürzt von Gewinn, jener den Fernen Genahte sein, was er einsam erfliegt. XXIV Sollen wir unsere uralte Freundschaft, die großen niemals werbenden Götter, weil sie der harte Stahl, den wir streng erzogen, nicht kennt, verstoßen oder sie plötzlich suchen auf einer Karte? Diese gewaltigen Freunde, die uns die Toten nehmen, rühren nirgends an unsere Räder. Unsere Gastmähler haben wir weit--, unsere Bäder, fortgerückt, und ihre uns lang schon zu langsamen Boten überholen wir immer. Einsamer nun auf einander ganz angewiesen, ohne einander zu kennen, führen wir nicht mehr die Pfade als schöne Mäander, sondern als Grade. Nur noch in Dampfkesseln brennen die einstigen Feuer und heben die Hämmer, die immer größern. Wir aber nehmen an Kraft ab, wie Schwimmer. XXV Dich aber will ich nun, dich, die ich kannte wie eine Blume, von der ich den Namen nicht weiß, noch ein Mal erinnern und ihnen zeigen, Entwandte, schöne Gespielin des unüberwindlichen Schrei's. Tänzerin erst, die plötzlich, den Körper voll Zögern, anhielt, als göß man ihr Jungsein in Erz; trauernd und lauschend--. Da, von den hohen Vermögern, fiel ihr Musik in das veränderte Herz. Nah war die Krankheit. Schon von den Schatten bemächtigt, drängte verdunkelt das Blut, doch, wie flüchtig verdächtigt, trieb es in seinen natürlichen Frühling hervor. Wieder und wieder, von Dunkel und Stürz unterbrochen, glänzte es irdisch. Bis es nach schrecklichem Pochen trat in das trostlos offene Tor. XXVI Du aber, Göttlicher, du, bis zuletzt noch Ertöner, da ihn der Schwarm der verschmähten Mänaden befiel, hast ihr Geschrei übertönt mit Ordnung, du Schöner, aus den Zerstörenden stieg dein erbauendes Spiel. Keine war da, daß sie Haupt dir und Leier zerstör', wie sie auch rangen und rasten; und alle die scharfen Steine, die sie nach deinem Herzen warfen, wurden zu Sanftem an dir und begabt mit Gehör. Schließlich zerschlugen sie dich, von der Rache gehetzt, während dein Klang noch in Löwen und Felsen verweilte und in den Bäumen und Vögeln. Dort singst du noch jetzt. O du verlorener Gott! Du unendliche Spur! Nur weil dich reißend zuletzt die Feindschaft verteilte, sind wir die Hörenden jetzt und ein Mund der Natur. * * * * * ZWEITER TEIL I Atmen, du unsichtbares Gedicht! Immerfort um das eigne Sein rein eingetauschter Weltraum. Gegengewicht, in dem ich mich rhythmisch ereigne. Einzige Welle, deren allmähliches Meer ich bin; sparsamstes du von allen möglichen Meeren,-- Raumgewinn. Wie viele von diesen Stellen der Räume waren schon innen in mir. Manche Winde sind wie mein Sohn. Erkennst du mich, Luft, du, voll noch einst meiniger Orte? Du, einmal glatte Rinde, Rundung und Blatt meiner Worte. II So wie dem Meister manchmal das eilig nähere Blatt den _wirklichen_ Strich abnimmt: so nehmen oft Spiegel das heilig einzige Lächeln der Mädchen in sich, wenn sie den Morgen erproben, allein,-- oder im Glanze der dienenden Lichter. Und in das Atmen der echten Gesichter, später, fällt nur ein Widerschein, Was haben Augen einst ins umrußte lange Verglühn der Kamine geschaut: Blicke des Lebens, für immer verlorne. Ach, der Erde, wer kennt die Verluste? Nur, wer mit dennoch preisendem Laut sänge das Herz, das ins Ganze geborne. III Spiegel: noch nie hat man wissend beschrieben, was ihr in euerem Wesen seid. Ihr, wie mit lauter Löchern von Sieben erfüllten Zwischenräume der Zeit. Ihr, noch des leeren Saales Verschwender--, wenn es dämmert, wie Wälder weit.... Und der Lüster geht wie ein Sechzehn-Ender durch eure Unbetretbarkeit. Manchmal seid ihr voll Malerei. Einige scheinen in euch gegangen--, andere schicktet ihr scheu vorbei. Aber die Schönste wird bleiben, bis drüben in ihre enthaltenen Wangen eindrang der klare gelöste Narziß. IV O dieses ist das Tier, das es nicht gibt. Sie wußtens nicht und habens jeden Falls --sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals, bis in des stillen Blickes Licht--geliebt. Zwar _war_ es nicht. Doch weil sie's liebten, ward ein reines Tier. Sie ließen immer Raum. Und in dem Raume, klar und ausgespart, erhob es leicht sein Haupt und brauchte kaum zu sein. Sie nährten es mit keinem Korn, nur immer mit der Möglichkeit, es sei, Und die gab solche Stärke an das Tier, daß es aus sich ein Stirnhorn trieb. Ein Horn. Zu einer Jungfrau kam es weiß herbei-- und war im Silber-Spiegel und in ihr. V Blumenmuskel, der der Anemone Wiesenmorgen nach und nach erschließt, bis in ihren Schoß das polyphone Licht der lauten Himmel sich ergießt, in den stillen Blütenstern gespannter Muskel des unendlichen Empfangs, manchmal _so_ von Fülle übermannter, daß der Ruhewink des Untergangs kaum vermag die weitzurückgeschnellten Blätterränder dir zurückzugeben: du, Entschluß und Kraft von _wieviel_ Welten! Wir Gewaltsmen, wir währen länger. Aber _wann_, in welchem aller Leben, sind wir endlich offen und Empfänger? VI Rose, du thronende, denen im Altertume warst du ein Kelch mit einfachem Rand. _Uns_ aber bist du die volle zahllose Blume, der unerschöpfliche Gegenstand. In deinem Reichtum scheinst du wie Kleidung um Kleidung um einen Leib aus nichts als Glanz; aber dein einzelnes Blatt ist zugleich die Vermeidung und die Verleugnung jedes Gewands. Seit Jahrhunderten ruft uns dein Duft seine süßesten Namen herüber; plötzlich liegt er wie Ruhm in der Luft. Dennoch, wir wisssen ihn nicht zu nennen, wir raten Und Erinnerung geht zu ihm über, die wir von rufbaren Stunden erbaten. VII Blumen, ihr schließlich den ordnenden Händen verwandte, (Händen der Mädchen von einst und jetzt), die auf dem Gartentisch oft von Kante zu Kante lagen, ermattet und sanft verletzt, wartend des Wassers, das sie noch einmal erhole aus dem begonnenen Tod--, und nun wieder erhobene zwischen die strömenden Pole fühlender Finger, die wohlzutun mehr noch vermögen, als ihr ahntet, ihr leichten, wenn ihr euch wiederfandet im Krug, langsam erkühlend und Wärme der Mädchen, wie Beichten, von euch gebend, wie trübe ermüdende Sünden, die das Gepflücktsein beging, als Bezug wieder zu ihnen, die sich euch blühend verbünden. VIII Wenige ihr, der einstigen Kindheit Gespielen in den zerstreuten Gärten der Stadt: wie wir uns fanden und uns zögernd gefielen und, wie das Lamm mit dem redenden Blatt, sprachen als schweigende. Wenn wir uns einmal freuten, keinem gehörte es. Wessen wars? Und wie zergings unter allen den gehenden Leuten und im Bangen des langen Jahrs. Wagen umrollten uns fremd, vorübergezogen, Häuser umstanden uns stark, aber unwahr,--und keines kannte uns je. Was war wirklich im All? Nichts. Nur die Bälle. Ihre herrlichen Bogen. Auch nicht die Kinder ... Aber manchmal trat eines, ach ein vergehendes, unter den fallenden Ball. _(In memoriam Egon von Rilke)_ IX Rühmt euch, ihr Richtenden, nicht der entbehrlichen Folter und daß das Eisen nicht länger an Hälsen sperrt. Keins ist gesteigert, kein Herz--, weil ein gewollter Krampf der Milde euch zarter verzerrt. Was es durch Zeiten bekam, das schenkt das Schafott wieder zurück, wie Kinder ihr Spielzeug vom vorig alten Geburtstag. Ins reine, ins hohe, ins thorig offene Herz träte er anders, der Gott wirklicher Milde. Er käme gewaltig und griffe strahlender um sich, wie Göttliche sind. _Mehr_ als ein Wind für die großen gesicherten Schiffe. Weniger nicht, als die heimliche leise Gewahrung, die uns im Innern schweigend gewinnt wie ein still spielendes Kind aus unendlicher Paarung. X Alles Erworbne bedroht die Maschine, solange sie sich erdreistet, im Geist, statt im Gehorchen, zu sein. Daß nicht der herrlichen Hand schöneres Zögern mehr prange, zu dem entschlossenem Bau schneidet sie steifer den Stein. Nirgends bleibt sie zurück, daß wir ihr ein Mal entrönnen und sie in stiller Fabrik ölend sich selber gehört. Sie ist das Leben,--sie meint es am besten zu können, die mit dem gleichen Entschluß ordnet und schafft und zerstört. Aber noch ist uns das Dasein verzaubert; an hundert Stellen ist es noch Ursprung. Ein Spielen von reinen Kräften, die keiner berührt, der nicht kniet und bewundert. Worte gehen noch zart am Unsäglichen aus ... Und die Musik, immer neu, aus den bebendsten Steinen, baut im unbrauchbaren Raum ihr vergöttlichtes Haus. XI Manche, des Todes, entstand ruhig geordnete Regel, weiterbezwingender Mensch, seit du im Jägen beharrst; mehr doch als Falle und Netz, weiß ich dich, Streifen von Segel, den man hinuntergehängt in den höhligen Karst, Leise ließ man dich ein, als wärst du ein Zeichen, Frieden zu feiern. Doch dann: rang dich am Rande der Knecht, --und, aus den Höhlen, die Nacht warf eine Handvoll von bleichen taumelnden Tauben ins Licht ... Aber auch das ist im Recht. Fern von dem Schauenden sei jeglicher Hauch des Bedauerns, nicht nur vom Jäger allein, der, was sich zeitig erweist, wachsam und handelnd vollzieht _Töten ist eine Gestalt unseres wandernden Trauerns...._ Rein ist im heiteren Geist, was an uns selber geschieht. XII Wolle die Wandlung. O sei für die Flamme begeistert, drin sich ein Ding dir entzieht, das mit Verwandlungen prunkt; jener entwerfende Geist, welcher das Irdische meistert, liebt in dem Schwung der Figur nichts wie den wendenden Punkt. Was sich ins Bleiben verschließt, schon ists das Erstarrte; wähnt es sich sicher im Schutz des unscheinbaren Grau's? Warte, ein Härtestes warnt aus der Ferne das Harte. Wehe--: abwesender Hammer holt aus! Wer sich als Quelle ergießt, den erkennt die Erkennung; und sie führt ihn entzückt durch das heiter Geschaffne, das mit Anfang oft schließt und mit Ende beginnt. Jeder glückliche Raum ist Kind oder Enkel von Trennung, den sie staunend durchgehn. Und die verwandelte Daphne will, seit sie lorbeern fühlt, daß du dich wandelst in Wind. XIII Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter dir, wie der Winter, der eben geht. Denn unter Wintern ist einer so endlos Winter, daß, überwinternd, dein Herz überhaupt übersteht. Sei immer tot in Eurydike--, singender steige, preisender steige zurück in den reinen Bezug. Hier, unter Schwindenden, sei, im Reiche der Neige, sei ein klingendes Glas, das sich im Klang schon zerschlug. Sei--und wisse zugleich des Nicht-Seins Bedingung, den unendlichen Grund deiner innigen Schwingung, daß du sie völlig vollziehst dieses einzige Mal. Zudemgebrauchten sowohl, wie zum dumpfen und stummen Vorrat der vollen Natur, den unsäglichen Summen, zähle dich jubelnd hinzu und vernichte die Zahl. XIV Siehe die Blumen, diese dem Irdischen treuen, denen wir Schicksal vom Rande des Schicksals leihn,-- aber wer weiß es! Wenn sie ihr Welken bereuen, ist es an uns, ihre Reue zu sein. Alles will schweben. Da gehn wir umher wie Beschwerer, legen auf alles uns selbst, vom Gewichte entzückt; o was sind wir den Dingen für zehrende Lehrer, weil ihnen ewige Kindheit glückt. Nähme sie einer ins innige Schlafen und schliefe tief mit den Dingen--: o wie käme er leicht, anders zum anderen Tag, aus der gemeinsamen Tiefe Oder er bliebe vielleicht; und sie blühten und priesen ihn, den Bekehrten, der nun den Ihringen gleicht, allen den stillen Geschwistern im Winde der Wiesen. XV O Brunnen-Mund, du gebender, du Mund, der unerschöpflich Eines, Reines, spricht,-- du, vor des Wassers fließendem Gesicht, marmorne Maske. Und im Hintergrund der Aquädukte Herkunft. Weither an Gräbern vorbei, vom Hang des Apennins tragen sie dir dein Sagen zu, das dann am schwarzen Altern deines Kinns vorüberfällt in das Gefäß davor. Dies ist das schlafend hingelegte Ohr, das Marmorohr, in das du immer sprichst. Ein Ohr der Erde. Nur mit sich allein redet sie also. Schiebt ein Krug sich ein, so scheint es ihr, daß du sie unterbrichst. XVI Immer wieder von uns aufgerissen, ist der Gott die Stelle, welche heilt. Wir sind Scharfe, denn wir wollen wissen, aber er ist heiter und verteilt. Selbst die reine, die geweihte Spende nimmt er anders nicht in seine Welt, als indem er sich dem freien Ende unbewegt entgegenstellt. Nur der Tote trinkt aus der hier von uns _gehörten_ Quelle, wenn der Gott ihm schweigend winkt, dem Toten. _Uns_ wird nur das Lärmen angeboten. Und das Lamm erbittet reine Schelle Aus dem stilleren Instinkt. XVII Wo, in welchen immer selig bewässerten Gärten, an welchen Bäumen, aus welchen zärtlich entblätterten Blüten-Kelchen reifen die fremdartigen Früchte der Tröstung? Diese köstlichen, deren du eine vielleicht in der zertretenen Wiese deiner Armut findest. Von einem zum anderen Male wundent du dich über die Größe der Frucht, über ihr Heilsein, über die Sanftheit der Schale, und daß sie der Leichtsinn des Vogels dir nicht vorwegnahm und nicht die Eifersucht unten des Wurms. Gibt es denn Bäume, von Engeln beflogen, und von verborgenen langsamen Gärtnern so seltsam gezogen, daß sie uns tragen, ohne uns zu gehören? Haben wir niemals vermocht, wir Schatten und Schemen, durch unser voreilig reifes und wieder welkes Benehmen jener gelassenen Sommer Gleichmut zu stören? XVIII Tänzerin: O du Verlegung alles Vergehens in Gang: wie brachtest du's dar. Und der Wirbel am Schluß, dieser Baum aus Bewegung, nahm er nicht ganz in Besitz das erschwungene Jahr? Blühte nicht, daß ihn dein Schwingen von vorhin umschwärme, plötzlich sein Wipfel von Stille? Und über ihr, war sie nicht Sonne, war sie nicht Sommer, die Wärme, diese unzählige Wärme aus dir? Aber er trug auch, er trug, dein Baum der Ekstase. Sind sie nicht seine ruhigen Früchte: der Krug, reifend gestreift, und die gereiftere Vase? Und in den Bildern: ist nicht die Zeichnung geblieben, die deiner Braue dunkler Zug rasch an die Wandung der eigenen Wendung geschrieben? XIX Irgendwo wohnt das Gold in der verwöhnenden Bank, und mit Tausenden tut es vertraulich. Doch jener Blinde, der Bettler, ist selbst dem kupfernen Zehner in verlorener Ort, wie das staubige Eck unterm Schrank. In den Geschäften entlang ist das Geld wie zuhause und verkleidet sich scheinbar in Seide, Nelken und Pelz. Er, der Schweigende, steht in der Atempause alles des wach oder schlafend atmenden Gelds. O wie mag sie sich schließen bei Nacht, diese immer offene Hand. Morgen holt sie das Schicksal wieder, und täglich hält es sie hin: hell, elend, unendlich zerstörbar. Daß doch einer, ein Schauender, endlich ihren langen Bestand staunend begriffe und rühmte. Nur dem Aufsingenden säglich. Nur dem Göttlichen hörbar. XX Zwischen den Sternen, wie weit; und doch, um wievieles noch weiter, was man am Hiesigen lernt. Einer, zum Beispiel, ein Kind ... und ein Nächster, ein Zweiter--, o wie unfaßlich entfernt. Schicksal, es mißt uns vielleicht mit des Seienden Spanne, daß es uns fremd erscheint; denk, wieviel Spannen allein vom Mädchen zum Manne, wenn es ihn meidet und meint. Alles ist weit--, und nirgends schließt sich der Kreis. Sieh in der Schüssel, auf heiter bereitetem Tische, seltsam der Fische Gesicht. Fische sind stumm..., meinte man einmal. Wer weiß? Aber ist nicht am Ende ein Ort, wo man das, was der Fische Sprache wäre, _ohne_ sie spricht? XXI Singe die Gärten, mein Herz, die du nicht kennst; wie in Glas eingegossene Gärten, klar, unerreichbar. Wasser und Rosen von Ispahan oder Schiras, singe sie selig, preise sie, keinem vergleichbar. Zeige, mein Herz, daß du sie niemals entbehrst. Daß sie dich meinen, ihre reifenden Feigen. Daß du mit ihren, zwischen den blühenden Zweigen wie zum Gesicht gesteigerten Lüften verkehrst. Meide den Irrtum, daß es Entbehrungen gebe für den geschehnen Entschluß, diesen: zu sein! Seidener Faden, kamst du hinein ins Gewebe. Welchem der Bilder du such im Innern geeint bist (sei es selbst ein Moment aus dem Leben der Pein), fühl, daß der ganze, der rühmliche Teppich gemeint ist. XXII O trotz Schicksal: die herrlichen Überflüsse unseres Daseins, in Parken übergeschäumt,-- oder als steinerne Männer neben die Schlüsse hoher Portale, unter Balkone gebäumt! O die eherne Glocke, die ihre Keule täglich wider den stumpfen Alltag hebt. Oder die _eine_, in Karnak, die Säule, die Säule, die fast ewige Tempel überlebt. Heute stürzen die Überschlüsse, dieselben, nur noch als Eile vorbei, aus dem wagrechten gelben Tag in die blendend mit Licht übertriebene Nacht. Aber das Rasen zergeht und läßt keine Spuren. Kurven des Flugs durch die Luft und die, die sie fuhren, keine vielleicht ist umsonst. Doch nur wie gedacht. XXIII Ruft mich zu jener deiner Stunden, die dir unaufhörlich widersteht: flehend nah wie das Gesicht von Hunden, aber immer wieder weggedreht, wenn du meinst, sie endlich zu erfassen. So Entzognes ist am meisten dein. Wir sind frei. Wir wurden dort entlassen, wo wir meinten, erst begrüßt zu sein. Bang verlangen wir nach einem Halte, wir zu Jungen manchmal für das Alte und zu alt für das, was niemals war. Wir, gerecht nur, wo wir dennoch preisen, weil wir, ach, der Ast sind und das Eisen und das Süße reifender Gefahr. XXIV O diese Lust, immer neu, aus gelockertem Lehm! Niemand beinah hat den frühesten Wagern geholfen. Städte entstanden trotzdem an beseligten Golfen, Wasser und Öl füllten die Krüge trotzdem. Götter, wir planen sie erst in erkühnten Entwürfen, die uns das mürrische Schicksal wieder zerstört. Aber sie sind die Unsterblichen. Sehet, wir dürfen jenen erhorchen, der uns am Ende erhört. Wir, ein Geschlecht durch jahrtausende: Mütter und Väter, immer erfüllter von dem künftigen Kind, daß es uns einst, übersteigend, erschüttere, später. Wir, wir unendlich Gewagten, was haben wir Zeit! Und nur der scheigsame Tod, der weiß, was wir sind• und was er immer gewinnt, wenn er uns leiht. XXV Schon, horch, hörst du der ersten Harken Arbeit; wieder den menschlichen Takt in der verhaltenen Stille des starken Vorfrühlingserde. Unabgeschmackt scheint dir das Kommende. Jenes so oft dir schon Gekommene scheint dir zu kommen wieder wie Neues. Immer erhofft, nahmst du es niemals. Es hat dich genommen. Selbst die Blätter durchwinterter Eichen scheinen im Abend ein künftiges Braun. Manchmal geben sich Lüfte ein Zeichen. Schwarz sind die Sträucher. Doch Haufen von Dünger lagern als satteres Schwarz in den Au'n. Jede Stunde, die hingeht, wird jünger. XXVI Wie ergreift uns der Vogelschrei.... Irgendein einmal erschaffenes Schreien. Aber die Kinder schon, spielend im Freien, schreien an veirklichen Schreien vorbei. Schreien den Zufall. In Zwischenräume dieses, des Weltraums, (in welchen der heile Vogelschrei eingeht, wie Menschen in Träume--) treiben sie ihre, des Kreischens, Keile. Wehe, wo sind wir? Immer noch freier, wie die losgerissenen Drachen jagen wir halbhoch, mit Rändern von Lachen, windig zerfetzten.--Ordne die Schreier, singender Gott! daß sie rauschend erwachen, tragend als Strömung das Haupt und die Leier. XXVII Gibt es wirklich die Zeit, die zerstörende? Wann, auf dem ruhenden Berg, zerbricht sie die Burg? Dieses Herz, das unendlich den Göttern gehörende, wann vergewaltigt's der Demiurg? Sind wir wirklich so ängstlich Zerbrechliche, wie das Schicksal uns wahr machen will? Ist die Kindheit, die tiefe, versprechliche in den Wurzeln--später--still? Ach, das Gespenst des Vergänglichen, durch den arglos Empfänglichen geht es, als wär es ein Rauch. Als die, die wir sind, als die Treibenden, gelten wir doch bei bleibenden Kräften als göttlicher Brauch. XXVIII O komm und geh, Du, fast noch Kind, ergänze für einen Augenblick die Tanzfigur zum reinen Sternbild einer jener Tänze, darin wir die dumpf ordnende Natur vergänglich übertreffen. Denn sie regte sich völlig hörend nur, da Orpheus sang. Du warst noch die von damals her Bewegte und leicht befremdet, wenn ein Baum sich lang besann, mit dir nach dem Gehör zu gehn. Du wußtest noch die Stelle, wo die Leier sich tönend hob--; die unerhörte Mitte. Für sie versuchtest du die schönen Schritte und hofftest, einmal zu der heilen Feier des Freundes Gang und Antlitz hinzudrehn. XXIX Stiller Freund der vielen Fernen, fühle, wie dein Atem noch den Raum vermehrt. Im Gebälk der finstern Glockenstühle laß dich läuten. Das, was an dir zehrt, wird ein Starkes über dieser Nahrung. Geh in der Verwandlung aus und ein. Was ist deine leidendste Erfahrung? Ist dir Trinken bitter, werde Wein. Sei in dieser Nacht ans Übermaß Zauberkraft am Kreuzweg deiner Sinne, ihrer seltsamen Begegnung Sinn. Und wenn dich das Irdische vergaß, zu der stillen Erde sag: Ich rinne. Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin. * * * * * ANMERKUNGEN Zum einundzwanzigsten Sonett des ersten Teils: Das kleine Frühlings-Lied erscheint mir gleichsam als "Auslegung" einer merkwürdig tanzenden Musik, die ich einmal von den Klosterkindern in der kleiner Nonnenkirche zu Ronda (in Süd-Spanien) zu einer Morgenmesse habe singen hören. Die Kinder, immer im Tanztakt, sangen einen mir unbekannten Text zu Triangel und Tamburin. Zum elften Sonett des zweiten Teils: Bezugnehmend auf die Art, wie man, nach altem Jagdgebrauch, in gewissen Gegenden des Karsts, die eigentümlich bleichen Grotten-Tauben, durch vorsichtig in ihre Höhlen eingehängte Tücher, indem man diese plötzlich auf eine besondere Weise schwenkt, aus ihren unterirdischen Aufenthalten scheucht, um sie, bei ihrem erschreckten Ausflug, zu erlegen. THE END Project Gutenberg Australia